Fakt ist, dass Führung dem Wandel unterliegt. Was gestern noch funktioniert hat, kann heute schon veraltet sein, den Fortschritt des Unternehmens hemmen oder sich ihm morgen sogar entgegenstellen. Aufgrund dieser Unsicherheit mag sich heute kaum noch jemand festlegen. Vielleicht hilft hier dann die Frage, was zum guten Schluss herauskommen soll. Dazu muss man die Sache vom Ende her betrachten – strategisch.
Niemand stellt infrage, dass Geschäftsentwicklung strategisch ausgerichtet ist. Aber Führung? Agiert Führung nicht eher taktisch situativ und reaktiv? Und wie findet Führung in Unternehmen überhaupt statt? Während Kleinunternehmen und Handwerksbetriebe vom Spirit leben – schert einer aus, gibt’s vom Chef oder Meister eins hinter die Ohren und gut ist – ist das in etwas größeren Unternehmen mit ersten Hierarchiestufen schon nicht mehr ganz so einfach. Inhaber müssen sich ab einer gewissen Unternehmensgröße auf ihre nachgeordneten Führungskräfte verlassen und darauf, dass sie alles im Blick halten. Das geht gut oder auch nicht gut. Deshalb gilt hier, dass bei rein taktischer Führung nicht alles ganz rund laufen kann. Es bedarf auch einer Prüfung, was strategisch klug ist.
Das soziale und politische Umfeld der Menschen verändert sich in atemberaubender Geschwindigkeit. Alle Seiten rufen dazu auf, wieder mehr miteinander zu reden und sich kompromissbereiter zu zeigen. Das sieht aber jeder durch seine eigene Brille, was die Konfliktbehandlung in Unternehmen erschwert.
Man besteht darauf, nicht nur im Recht zu sein, sondern auch mit seiner Meinung recht zu haben. Das führt dazu, dass mit verbaler und auch körperlicher Gewalt hantiert wird. Menschen mit Kundenkontakt bekommen das deutlich zu spüren. Hier muss es darum gehen, zu streiten, ohne zu zoffen, denn dieser Zustand wird in die Unternehmen hineingetragen. Wer hier als Verantwortlicher nicht reagiert, wird Probleme mit seinen Beschäftigten bekommen.
Unternehmer können den Schmerz der Welt nicht heilen. Sie müssen sich aber nicht nur auf die Märkte, sondern auch auf ihr Personal konzentrieren. Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als in der volatilen Welt einen verlässlichen Rahmen zu setzen, in dem der Unternehmenserfolg sichergestellt wird und sich Mitarbeitende geachtet fühlen.
Es lohnt sich daher, den Inhalt des Begriffs ‚Führung‘ einer Überprüfung zu unterziehen, um uns bewusst zu machen, was es bedeutet, heute ‚Leader‘ zu sein. Neu ist, dass die Persönlichkeit und Vorbildwirkung der Führungskräfte wesentlich stärker in den Vordergrund rücken. In diesem Zusammenhang lohnt es sich für jede Führungskraft, ihr eigenes Verständnis von Führung und Leadership zu überdenken – gegebenenfalls auch neu zu denken, um anders handeln zu können.
Vor nicht allzu langer Zeit gab es für viele Entscheider keine Veranlassung, sich um neue Arbeitskräfte zu sorgen, denn die standen Schlange. Das ist heute anders. Für Unternehmen ist es zu einer absoluten Kraftanstrengung geworden, neues Personal zu finden. Und neue Herausforderungen erfordern ein Umdenken: Bindung ist das neue Recruiting. Denn wenn keine neuen Arbeitskräfte da sind, ist man auf die alten angewiesen. Und wenn die mit Weitsicht vernünftig ausgebildet und weitergebildet werden, verringert sich der Bedarf an neuen Arbeitskräften und die hohen Recruitingkosten schrumpfen oder entfallen ganz.